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Die Welt der Sulfate

Shampoo: Was kommt da eigentlich alles rein?

Die Erkenntnis, dass Wasser allein nicht für saubere Haare sorgt, ist schon alt, sehr alt sogar. Auch Seife allein ist für die Allgemeinheit nicht die Lösung zum perfekt aussehenden Haar. Die verschiedensten Shampoos auf dem Markt, mit ihren unterschiedlichen Kompositionen und Zusammenstellungen von Inhaltsstoffen sind es dafür umso mehr.

Wir kümmern uns in unserem Themenspecial um Sulfate und Tenside. Und da es gerade bei diesen Bausteinen kosmetischer Produkte hitzige Diskussionen um Sicherheit, Verträglichkeit und Gesundheitsgefährdung gibt, ist eines wichtig, es bereits am Anfang zu erwähnen: Für alle Shampoos gilt, wie auch für alle anderen frei käuflichen Kosmetikprodukte: Diese Produkte gelten unter Beachtung der Anwendungshinweise als sicher. 

Es ist auch wichtig zu erwähnen: In der EU wird für kosmetische Produkte, also auch Shampoos + Sulfattenside, eine Sicherheitsbewertung durchgeführt. Der Einsatz verschiedener Inhaltsstoffe, wie Konservierungsstoffe, werden stark reglementiert und bei manchen Stoffen sogar verboten (Stand Ende 2022: 1328 verbotene Stoffe). Man braucht daher wirklich keine Angst haben, was die Sicherheit anbelangt.

Kunden und Kundinnen wollen und sollen wissen, was sie konsumieren 

Transparenz ist ein weiterer Punkt, der den Verbrauchern und Verbraucherinnen Vertrauen schenkt. Man möchte wissen, was man konsumiert. Wie erkenne ich, was drin ist? Im Prinzip ganz ähnlich wie im Supermarkt bei den Lebensmitteln. Auch hier gibt es eine Art Zutatenliste, die die Inhaltsstoffe des Kosmetikartikels in schriftlicher Form darlegt. Die Inhaltstoffe werden über die INCI Namen (englisch: International Nomenclature of Cosmetic Ingredients, deutsch: Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe) deklariert. 

Besonders hilfreich sind die INCI-Angaben übrigens für Allergiker und Allergikerinnen,  z.B. solche mit Hautallergien und/oder Menschen mit sehr empfindlicher und sensibler Haut. Kennen Sie die Stoffe, die ihnen nicht guttun, dann können Sie diese mithilfe der INCIs schnell identifizieren und so auf ein anderes Produkt ihrer Wahl ausweichen.

INCI

Die Verwendung der INCI Namen ist eine internationale Vereinbarung zur genauen Kennzeichnung von Inhaltsstoffen in Kosmetikprodukten.

Die Reihenfolge der Inhaltsstoffe wird über die Gewichtsanteile bestimmt, d.h. alles ≥ 1% wird in abnehmender Reihenfolge aufgeführt. Bestandteile in einer Konzentration von weniger als 1% können in ungeordneter Reihenfolge im Anschluss an die mit einer Konzentration von mehr als 1% aufgeführt werden.

Zu finden sind die INCI Namen direkt auf der Verpackung unter Ingredients/Inhaltsstoffe. Die Inhaltsstoffe müssen unverwischbar, leicht lesbar und deutlich sichtbar angegeben werden. Ist die Verpackung dafür zu klein, muss ein „Beipackzettel“ beigefügt werden.

Nach jahrzehntelanger Entwicklung und Forschung und sich immer wieder verändernden Konsumentenbedürfnissen ist es gar nicht möglich, diese eine Shampoo Formulierung aufzuschreiben. Es gibt mittlerweile so viele unterschiedliche Produkte, jedes auf seine Art und Weise individuell, dass wir „nur“ das grobe Gerüst einmal kurz aufführen möchten. Immer im Hinterkopf: Die Individualität der Produkte hat keine negativen Auswirkungen auf die Produkt- und Verbrauchersicherheit. 

Die Bedürfnisse der Konsumenten immer im Blick 

Der Begriff „Cocktail“ wäre wirklich passend, wenn wir die verschiedenen Bausteine eines Shampoos aufzählen. Aber leider könnte dies im negativen Sinne missverstanden werden. Zu oft wird von chemischen Cocktails und vermuteten schädlichen Wirkungen gesprochen, dass wir viel lieber von Kompositionen sprechen möchten. Es gilt in unseren anderen Artikeln auch mit Mythen und falschen, irreführenden Behauptungen aufzuräumen. Schau Sie mal hier vorbei:  „Die Dosis macht das Gift“

Was sich nie geändert hat, ist das eigentliche Ziel eines Shampoos. Es soll das Haar reinigen, es von Schmutz, Fett und Schuppen befreien. Was in den letzten Jahren zu den Anforderungen hinzugekommen ist: Die Verbraucher und Verbraucherinnen suchen in der Anwendung nach Wohlbefinden und angenehmen sensorischen und pflegenden Eigenschaften. Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit werden zudem immer wichtiger. Die Anforderungen an kosmetische Mittel insgesamt sind stetig gestiegen. „Nur“ sauber machen reicht nicht mehr aus. 

Es gilt unter anderem:  

  • Erfüllung des Leistungsprofils: Erfüllen, was das Shampoo verspricht 
  • Gute Hautverträglichkeit 
  • Ansprechende Textur und Aussehen 
  • Optimale sensorische Eigenschaften 
  • Stabilität der Formulierung 
  • Angenehmer Geruch 
  • Umweltverträglichkeit 

Um das zu erreichen ist eine passende Zusammenstellung von Inhaltsstoffen nötig. Diese Formulierungen aus unterschiedlichen Bausteinen erfüllen dann die Anforderungen an das Produkt. So ist für Kindershampoos z.B. der Geruch sehr wichtig. Das Produkt muss gut riechen, um von den Kleinen akzeptiert zu werden.

Wenn man sich das aktuelle Angebot an kosmetischen Rinse-off Produkten (Produkte zum Abspülen) und speziell Shampoos einmal genauer anschaut, sieht man, dass Hersteller und Entwickler auf die Wünsche und Bedürfnisse der Konsumenten und Konsumentinnen eingehen. Gab es früher ein kleines Sortiment an Shampoos die geschäumt und gereinigt haben, so gibt es heute zahlreiche Produkte, die verschiedene Bedürfnisse im Zusammenhang mit Haaren und Kopfhaut ansprechen. 

Menschen sind verschieden. Sie und ihre Haut reagieren unterschiedlich und sie haben individuelle Ansprüche und Bedürfnisse. Forschung und Wissenschaft haben heutzutage zudem einen ganz anderen Wissensstand, wenn es um die Themen Haut und Haare geht. Die Aufzählung auf der rechten Seite spiegelt nur einige Beispiele und Anwendungsgebiete wider und soll die Breite an Produkten andeuten.

So findet man heute: 

  • Anti Schuppen Shampoo 
  • Shampoo gegen fettige Haare 
  • Sanftes Shampoo für trockene Kopfhaut 
  • Extra für lockiges Haar 
  • Kindershampoo 
  • Shampoo für coloriertes Haar

Die Schaumschläger sind gefragt 

In einem Haarshampoo sind in der Regel 10 bis 30 verschiedene Inhaltsstoffe, die dem Produkt zur gewünschten Leistung verhelfen. Bei der Zusammenstellung wird nicht nur darauf geachtet, wie groß oder intensiv die Reinigungsleistung sein muss. Auch das Aussehen, der Geruch und die Sensorik spielen eine enorm wichtige Rolle. Geschmäcker sind verschieden und genau darauf reagieren die Hersteller mit völlig unterschiedlichen Kompositionen. Was sind denn die wichtigsten Bausteine?

  • Wasser 

Auch wenn wir eingangs erwähnt haben, dass Wasser allein nicht ausreicht, so ist es doch der mengenmäßig größte Bestandteil in einem flüssigen Shampoo. In ihm sind alle anderen Inhaltsstoffe gelöst. 

  • Tenside: Reinigung + Schaum 

Anteilsmäßig direkt hinter Wasser: Tenside. Diese waschaktiven Substanzen sind das Wesentliche im Shampoo.  Bei ihnen liegt der Fokus auf dem Reinigen und der Schaumbildung. Hier sind besonders die beiden Sulfattenside SLS und SLES zu erwähnen. Natriumlaurylsulfat und Natriumlaurylethersulfat werden häufig in Körperpflegeprodukten verwendet.

Sie bewähren sich seit Jahrzehnten, sind sicher und enorm leistungsstark. Schaum ist den meisten Verbrauchern und Verbraucherinnen sehr wichtig, weil er sich a.) schön anfühlt und b.) den Eindruck vermittelt, dass das Shampoo wirklich reinigt. Bei diesem eher psychologischen Effekt gilt zu berücksichtigen: Wenig Schaum bedeutet nicht, dass das Produkt nicht reinigt. Schauen sie als Vergleich auf einen Make-up Entferner. Er reinigt, schäumt aber nicht.

  • Verdickungsmittel: Passende Textur und Viskosität 

Durch den Einsatz von Rheologie Modifikatoren wird die Viskosität des Endproduktes eingestellt. Beim Beispiel Shampoo: Die Menschen wollen in ihrer Hand etwas spüren, wenn das Haarpflegemittel aus der Flasche kommt. Ein dünnes, wässriges Produkt möchte wohl kein Verbraucher. Zudem kann ein zu wässriges Produkt auch viel zu leicht zwischen den Fingern verrinnen und es bestünde die Möglichkeit, dass ein größerer Teil des Produkts gar nicht auf Haut und Haar gelangt. 

  • Conditioner, Pflegestoffe und Actives: Produktversprechen und Pflege 

Neben der Reinigung des Haares soll das Shampoo auch für ein paar angenehme „Nebeneffekte“ sorgen, mit denen die Hersteller werben und von denen die Verbraucher und Verbraucherinnen weitere Vorteile erwarten können. So enthalten viele Shampoos z.B. Anteile von Conditionern. Haare sollen sich nach der Wäsche gut kämmen lassen. Durch den Einsatz von Lipiden kann sich das Haar regenerieren und fühlt sich wieder angenehm an. Weitere Inhaltsstoffe sind Proteine, die das Haar stärken und gegebenenfalls reparieren.

U.a. finden weitere Bausteine Verwendung: 

  • Konservierungsmittel für die mikrobiologische Stabilität 
  • Sinnesverstärker: Duftstoffe und Farben mit Auswirkungen auf das sensorische Erlebnis

Alles in allem ist ein Shampoo also weit mehr als Seife und Wasser, so wie es vor über 100 Jahren noch der Trend in der Haarreinigung war. Sulfattenside spielen dabei eine enorm wichtige Rolle. Sie überzeugen mit Leistung und sorgen in der richtigen Komposition für hohe Verbrauchersicherheit und Verbraucherzufriedenheit. Bad Hair Days müssen nicht sein. In der heutigen Zeit sowieso nicht.

Probieren Sie verschiedene Produkte aus und finden das passende Shampoo. Das Angebot ist reichhaltig, mit oder ohne Sulfate. Genießen Sie Haarpflege, so oder so.

Lipide

Oberbegriff für Fettstoffe. Lipide in Haarpflegeprodukten tragen dazu bei, dass die gepflegten Haare sich weniger trocken anfühlen. Zur Bekämpfung „trockener“ Haare ist also nicht das Wasser entscheidend, sondern die Pflege mit Lipiden. Mehr über den Mythos der trockenen Haare hier.