Die Welt der Actives
Was ist eigentlich Kosmetik?
Seitdem es Kosmetik gibt, ist klar: Wasser alleine reicht für Pflege von Haut und Haaren nicht aus. Die Suche und die Forschung nach passenden Zusatz- und Inhaltsstoffen hat eine lange Historie und ist heute ein Wettlauf um die Gunst der Endverbraucher.
Oft wird Kosmetik mit Make-up verwechselt. Rein geschichtlich gesehen ist das nicht so ganz falsch. Frühe Kulturen verwandten Farbstoffe, oft rote oder weiße, um einen besonderen Status zu betonen. Ein weißer Fleck über der Nasenwurzel kennzeichnete die Zugehörigkeit zur Brahmanenkaste in Indien. Von einigen prähistorischen Völkern weiß man, dass Frauen ihre Gesichter rot bemalten. Farben waren meist nur herausgehobenen Persönlichkeiten zugänglich, womit sie ihre Stellung unterstrichen.
Die Zeit des alten Ägyptens gilt als wahre Geburtsstunde der Kosmetik. Obwohl bereits Funde aus der Steinzeit darauf hinweisen, dass schon die Höhlenmenschen Öle, Salben und Farben zur Pflege ihrer Haut benutzt haben, waren es die Ägypter, die ihr Wissen über Körperpflege und dekorative Veränderungen am Aussehen niedergeschrieben und weitergetragen haben.
Im alten Ägypten schminkte man sich die Lippen und Wangen in unterschiedlichen Rottönen, die unteren Augenlider wurden mit grünem Malachit betont, Indigo und Henna kamen zur Färbung der Haare zum Einsatz. Frauen und Männer veränderten so ihr natürliches Aussehen.
Gesunder Geist – gesunder Körper
Wichtige Randnotiz: Es gab keine Unterteilung zwischen Kosmetik und Medizin. Es wurden teils sehr giftige Stoffe verwendet. Aus Unwissenheit um ihre Gefahren wäre anzunehmen. Das mag zwar auch stimmen, jedoch haben Wissenschaftler bei Untersuchungen herausgefunden, dass die teils bleihaltigen Stoffe ganz bewusst und aus medizinischer Sicht beigefügt wurden. Sie sollten nicht nur Schädlinge bekämpfen, sondern gleichzeitig auch das Immunsystem stimulieren. Trotzdem: Die Verwender gewannen vielleicht an Schönheit und Duft, verloren oft allerdings gleichzeitig an Lebensjahren.
Das Wissen der Ägypter wurde von den alten Griechen übernommen und weiterentwickelt. Die Griechen verwendeten gerne Olivenöl und Honig basierte Kosmetik. Hier stand der gesunde Geist dem gesunden Körper gegenüber. Auch hier spielte die Körperpflege eine große Rolle. Neben der Anwendung von Salben und Ölen kamen Sport und gesunde Ernährung hinzu.
Vielfach spielten auch religiöse Gründe eine Rolle: Das Individuum sollte sich nicht selbst wichtig nehmen, sondern sich auf das Göttliche konzentrieren. Im frühchristlichen römischen Reich wurden Frauen, die ihre Gesichter bemalten, als heidnische Huren verdammt.
Zu den Farben kamen Düfte hinzu. Da es in der Antike weder Reinigungsprodukte noch Deos gab, roch man entsprechend. Die fragwürdigen Körpergerüche versuchte man mit verschiedenen Harzen und aromatischen Substanzen zu überdecken.
Liste aus der Vorratskammer: Dies wurde früher zur Haarpflege eingesetzt
Seifenkraut, Eiweiß, Apfelessig, parfümierte Essige, Kamillentee, Galläpfel, Eicheln, Eichenrinde, Wein, Eisen, Ätzkalk, Öle - z.B. Mandelöl + Rizinusöl, Weinreben-Asche, Natron, Gerbsäuren, Alaun, Eier, Quecksilber, Kräuter, Eidechsenfett, Oliven, Zitronen, Bienenwachs, Branntkalk, Orpiment, Kernseife, Rosmarinwasser, Nessel, Minze, Weihrauch, Leinsamen, Safran, Kümmel, Arsen, Henna, Ziegenmilch, Ulmenrinde, Weidewurzel, Schilfwurzel, Brennnessel, Minze, Thymian, Zwiebelschalen, Cognac, Eigelb, Bier
Sicherheit steht ganz oben
Kommen wir aber mal zu einem der ganz großen Unterschiede zwischen heutigen und antiken Kosmetikprodukten ins Spiel: Die wichtigste, in der EU und vielen anderen Industrieländern auch gesetzlich festgelegte Anforderung an Kosmetikprodukte ist deren SICHERHEIT. Diese steht über allem. Ein Produkt, das bei sachgemäßer Anwendung in irgendeiner Form gesundheitsschädlich ist, darf nicht auf den Markt gebracht werden. Deshalb sind die Hersteller verpflichtet, eine umfangreiche Sicherheitsbewertung durchzuführen.
Im Verlaufe der Jahrhunderte nahm das Wissen zu, und aus Pharmazie, Medizin und Kosmetik wurden getrennte Fachgebiete. In der europäischen Union sind Pharma-, Medizin- und Kosmetikprodukte auch heute noch voneinander getrennt und unterliegen unterschiedlichen rechtlichen Vorgaben. Als Beispiel sei Deutschland genannt: Pharmaprodukte unterliegen dem Arzneimittelgesetz, Medizinprodukte dem Medizinproduktegesetz, Kosmetikprodukte unterliegen dem… – nein, nicht dem Kosmetikproduktegesetzt. Das gibt es nämlich nicht. Kosmetikprodukte unterliegen dem Lebensmittel- und Futtermittelgesetz.
Das Wort “Kosmetik” stammt vom altgriechischen “kosmetikós” ab. “Kosméo“ bedeutet so viel wie “ordnen”, “schmücken”, “verzieren”. Die heutige rechtliche Definition eines Kosmetikums ist in der EU-Kosmetikverordnung ((EG) Nr. 1223/2009) klar definiert:
Definition „kosmetisches Mittel“
- Stoffe oder Gemische, die dazu bestimmt sind, äußerlich mit den Teilen des menschlichen Körpers (Haut, Behaarungssystem, Nägel, Lippen und äußere intime Regionen) oder mit den Zähnen und den Schleimhäuten der Mundhöhle in Berührung zu kommen, und zwar zu dem ausschließlichen oder überwiegenden Zweck, diese zu reinigen, zu parfümieren, ihr Aussehen zu verändern, sie zu schützen, sie in gutem Zustand zu halten oder den Körpergeruch zu beeinflussen
Ergänzt wird diese Definition durch umfangreiche gesetzliche Regelungen, die beschreiben, was alles nicht erlaubt ist. Und das ist eine ganze Menge. Anhang II der Kosmetikverordnung listet auf, welche Stoffe in Kosmetikprodukten nicht erlaubt sind. Aktuell sind das 1.729! In einem weiteren Anhang (III) finden sich Substanzen, die nur in bestimmten, vorgegebenen Prozentsätzen in den unterschiedlichen Kosmetikprodukten verwendet werden dürfen. Das sind derzeit 372.
Außerdem gibt es eine Liste der erlaubten Farbstoffe, Konservierungsmittel und UV-Filter für Sonnenpflegeprodukte. Wer es etwas genauer mag, kann sich über die rechtlichen Rahmenbedingungen für Kosmetika hier auf der Seite vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit weiter informieren.
Neben den Aufgaben eines kosmetischen Mittels, welche per Definition siehe oben festgelegt sind, gibt es gerade auch mit Blick auf Kundenwünsche und -bedürfnisse ein umfassendes Anforderungsprofil für kosmetische Mittel. „Nur“ sauber machen reicht nicht mehr aus.
Es gilt unter anderem:
- Erfüllung des Leistungsprofils: Erfüllen, was das Produkt verspricht
- Gute Hautverträglichkeit
- Ansprechende Textur und Aussehen
- Optimale sensorische Eigenschaften
- Stabilität der Formulierung
- Angenehmer Geruch
- Umweltverträglichkeit
Um all diese Punkte zu erfüllen und um die Bedürfnisse der Verbraucher zu befriedigen, benötigt es die passenden Inhaltsstoffe und besonders auch die richtigen Wirkstoffe (Actives), die in einer Formulierung zusammen funktionieren und wirken können. Und dann hilft Kosmetik, macht Spaß und verhilft zu einem besseren Lebensgefühl.