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Sonnenlicht

Vitamin D – Wenn Sonne unter die Haut geht

Es ist in aller Munde: Vitamin D. Warum ist das eigentlich so? Ein kurzer Blick auf das Sonnenhormon.

Vitamin D spielt in einigen Beiträgen auf unserer Sonnenseite eine Rolle. Der Grund ist einfach: Vitamin D steht in engem Zusammenhang zur Sonne und ist nach­ge­wie­se­ner­ma­ßen für einige Prozesse im menschlichen Körper sehr wichtig.

Hier ist nicht die Rede von Vitamin D als „Superstar“ unter den Vitaminen und Hormonen oder von Vitamin D als Wunderwaffe im Kampf gegen unzählige Krankheiten. Solche Darstellungen und Geschichten sind in letzter Zeit verstärkt zu lesen und zu sehen. Fundiert und wissenschaftlich bewiesen sind die aufgekommenen Behauptungen allerdings bislang nur teilweise bis gar nicht. Vielmehr handelt es sich noch um Beobachtungen und Hypothesen aus Studien, die es weiter zu erforschen und zu beweisen gilt.

Forscher, Ärzte und Befürworter von Vitamin D streiten zudem über Ursache und Wirkung, bzw. Auslöser oder Folge von Krankheiten. Übersetzt: Bei vielen Ergebnissen ist es leider noch nicht erwiesen, ob ein Mangel an Vitamin D eine bestimmte Krankheit ausgelöst hat, oder der Mangel erst durch den Ausbruch der Krankheit entstanden ist. Ein kleines, aber wichtiges Mosaiksteinchen, um der Bedeutung auf die richtige Spur zu kommen. Trotzdem ist Vitamin D viel mehr als „nur“ ein Vitamin. Vitamin D ist die Zusammenfassung für eine ganze Gruppe von fettlöslichen Vitaminen, fachlich Calciferole genannt. 

Herausgefunden hat das Adolf Otto Reinhold Windaus, Professor der Chemie an der Universität Göttingen und Direktor des Allgemeinen Chemischen Instituts. Für seine Verdienste erhielt der Naturstoffchemiker 1928 den Nobelpreis für Chemie.

Windaus war auch an der Entwicklung eines Medikamentes zur Behandlung des Krankheitsbilds der Rachitis beteiligt, einer Krankheit die besonders Kinder mit einem Mangel an Vitamin D getroffen hat.

Fachbegriffe, die in Berichten aus der Vitamin-D-Welt immer mal wieder auftauchen:

7-Dehydrocholesterol: Sterin und Vorstufe für Vitamin D3
Calcitriol: Die aktive Form des Prävitamins D3
D3: Vitamin D in tierischen Lebensmitteln.
D2: Vitamin D in pflanzlichen Lebensmitteln.
Colecalciferol: Fachbegriff für Vitamin D3.
Calcidiol: Vorstufe des aktiven Vitamin D3
25(OH)D3: Wissenschaftliche Bezeichnung von Calcidiol.
25-Hydroxyvitamin D3: Wissenschaftliche Bezeichnung von Calcidiol
Ergocalcifero: Wissenschaftliche Bezeichnung von D2

Damit wird auch direkt deutlich, welche bereits nachgewiesene Bedeutung und Funktion Vitamin D für den menschlichen Körper hat. Die Knochengesundheit ist unmittelbar abhängig vom ausreichenden Vorkommen von Vitamin D im Körperhaushalt. Ist dies nicht der Fall, kann es bei Kindern zu Rachitis und bei Erwachsenen zu Osteoporose und Osteomalazie führen. Die einhergehende Entkalkung und Verweichlichung der Knochen, gestörtes Knochenwachstum und Verformungen der Knochen sind schmerz- und krankhafte Folgen, die es zu vermeiden gilt. Zudem weiß man, dass Vitamin D wichtige Steuerungsfunktionen verschiedener Gene übernimmt und an diversen Stoffwechselvorgängen und der Bildung von Proteinen beteiligt ist. 

Wichtig für die Funktionalität und Wirksamkeit des Vitamins/Hormons ist ein möglichst gleichbleibender Vitamin-D-Status im Blut. Über die verschiedenen Grenzwerte zur Bestimmung eines Vitamin-D-Mangels sind sich Wissenschaftler auf der ganzen Welt aber immer noch nicht ganz einig. Als maßgeblich werden die Angaben des National Institutes of Health (NIH) angesehen:

Tabelle Vitamin D Status
Tabelle Vitamin D Status

Zur Bestimmung und zum Verständnis der unterschiedlichen Maßeinheiten schreibt das Robert Koch-Institut: „Die Bestimmung des Vitamin-D-Status erfolgt durch die Messung von 25-Hydroxyvitamin-D kurz 25(OH)D, im Blutserum. 25(OH)D ist ein Vorläufer des aktiven Vitamin D, es kann in den Einheiten nmol/l oder ng/ml angegeben werden (für die Umrechnung von nmol/l in ng/ml teilt man den Wert durch 2,5).“

Es gibt verschiedene Gründe, warum es zu einem Vitamin-D-Mangel kommen kann. Da sind zum einen saisonale Unterschiede. Im Sommer kann durch die Sonne eine ausreichende Eigensynthese beim Aufenthalt im Freien stattfinden, im Winter ist die eigene Produktion von Vitamin D durch die fehlende Kraft der UVB-Strahlen eher schwierig, bis unmöglich. Zudem halten wir uns im Winter weniger im Freien auf. Hier muss der Körper auf den eigenen Vitamin-D-Speicher zurückgreifen, der im Optimalfall im Sommer gefüllt wurde, und einen gut durch die triste, dunkle Jahreszeit bringt.

Aber auch Menschen, die sich aufgrund ihrer Gesundheit oder ihrer sonstigen physiologischen Verfassung wenig bis gar nicht unter freiem Himmel aufhalten können, müssen die nötige Menge Vitamin D durch Nahrung und Nahrungsergänzung zu sich nehmen. Ältere Menschen sind für einen Mangel anfällig, weil die Fähigkeit der Eigenproduktion mit zunehmendem Alter abnimmt. Menschen, die aufgrund ihrer Kultur oder Religion generell nur mit bedeckter Haut ins Freie gehen, werden ebenso weniger Vitamin D produzieren und somit wahrscheinlich häufiger unter einem Mangel leiden.

Um diesen Mangel auszugleichen gibt es weltweit Empfehlungen zur Höhe der Dosen, die man zu sich nehmen sollte. Angegeben wird die Menge in diesem Fall mit Internationalen Einheiten (IE oder IU). Auch hier differieren Werte und Meinungen der Wissenschaftler. Teilweise sind die Unterschiede sogar sehr extrem. Für Deutschland hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) die Empfehlung einer zusätzlichen Dosierung von 800 IE ausgesprochen, die Erwachsene einnehmen sollen oder können, wenn eine Eigensynthese nicht möglich ist und Nahrung die einzige Vitamin-D-Quelle darstellt. In Amerika beispielsweise gibt es eine andere Sichtweise. Hier belaufen sich die Empfehlungen auf bis zu 2.000 IE. Andere Wissenschaftler sehen sogar diesen Wert als zu niedrig an. Eine gezielte Behandlung bei einem diagnostizierten Mangel an Vitamin D sollte aber auf jeden Fall durch einen Arzt erfolgen.

Übrigens: Eine Überdosierung ist auf natürlichem Weg nicht möglich. Wenn der Körper feststellt, dass der Vorrat ausreicht, stellt er die weitere Produktion ein. Somit kann nur zu viel Vitamin D in den Körper gelangen, wenn Nahrungsergänzungsmittel und/oder Vitamin-D-Präparate unvorsichtig und falsch dosiert aufgenommen werden.

Es gibt Phasen, da ist es umso wichtiger die Sonne „aufzusaugen“. Sie spendet Wärme, Vitamin D und Optimismus. Nutzen Sie es.
Es gibt Phasen, da ist es umso wichtiger die Sonne „aufzusaugen“. Sie spendet Wärme, Vitamin D und Optimismus. Nutzen Sie es.

Aber was macht Vitamin D im Gegensatz zu anderen Vitaminen so besonders? Zwei Dinge. Vitamin D ist zum einen ein Stoff, den wir, wie alle anderen Vitamine auch, mit der Nahrung (exogen) aufnehmen, um ihn im Körper zu verarbeiten und zu nutzen. Gleichzeitig ist es aber auch ein Hormon, das unser Körper selbst (endogen) herstellen kann. Benötigt für die körpereigene Herstellung wird zu einem Großteil die Sonne. Durch die UVB-Strahlen ihres Lichtspektrums, die auf die Haut treffen, wird ein Wandlungsprozess in Gang gesetzt. Aus einer Form Cholesterol (7-Dehydrocholesterol), dem Ausgansstoff in der Haut, wird erst das Prävitamin D3 (Cholecalciferol) gebildet, ehe daraus in weiteren Prozessen das aktive Vitamin D3 (Calcitriol) entsteht.

Die Eigensynthese von Vitamin D durch die Sonne, sofern wir uns auch ausreichend im Freien aufhalten und eine Eigensynthese überhaupt möglich ist, hat einen Anteil von 80-90% am täglichen Bedarf, während lediglich 10-20% über die Nahrung aufgenommen werden können. Die Formen von Vitamin D, die über die Ernährung in den Körperkreislauf gelangen, werden aufgeteilt in D2 (Ergocalciferol) und in D3 (Cholecalciferol). In pflanzlichen Lebensmitteln finden wir D2, in tierischen D3. Dabei ist es, wie die Prozentzahlen vermuten lassen, gar nicht so einfach, ausreichend Vitamin D mit dem Essen zu sich zu nehmen. Nur wenige Nahrungsmittel verfügen über eine ausreichende und nennenswerte Menge des „Sonnenvitamins“. 

Zu den Lebensmitteln mit dem gehaltvollsten Anteil Vitamin D zählen Lebertran und fettreiche Fischarten wie z. B. Lachs, Thunfisch, Makrele und Hering. Auch über einige Innereien, Speisepilze, Eier und Milchprodukte ist es möglich, das Vitamin aufzunehmen. Allerdings sind die Dosen hier sehr gering. Dr. Erin D. Michos, Assistenzprofessorin der Medizin, von der John Hopkins Klinik, Abteilung Kardiologie, hat dazu ein schönes Rechenbeispiel veröffentlicht. Sie geht davon aus, dass man bei einem 10-minütigen Sonnenbad im Sommer ungefähr 3.000-5.000 IE Vitamin D im Körper produzieren kann. Um diese Menge über die Nahrung zu gewinnen, müsste man ca. 30 Gläser Milch trinken. Ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen. Die Sonne macht die Dosis und bleibt der wichtigste Lieferant.

SPF + UVA-Schutz + optimierte Vitamin-D-Bildung

Für die Forscher und Entwickler der BASF eine große Herausforderung, weil das Wirkungsspektrum für die Entstehung von Sonnenbrand teilweise ähnlich zu dem ist, welches die Bildung von Vitamin D anstößt. „Ähnlich“ ist hier das Zauberwort. Denn durch die richtige Wahl und Kombination von UV-Absorbern ergibt sich die Möglichkeit, Sonnenschutzmittel herzustellen, die trotzdem eine gute Durchlässigkeit der Vitamin-D-wirksamen Strahlung erreichen kann. Das Ziel: „So viel Erythemschutz wie nötig und so wenig Absorption von Provitamin-D-wirksamer Strahlung wie möglich.“

Gewährleisten können die Hersteller von Sonnenschutzprodukten dies mit Produkten, die einen ausgewogenen UVA- UND UVB-Schutz beinhalten. Die Sonnencreme sollte nicht nur auf UVB-Schutz zielen. Durch ein gleichgewichtetes Breitbandspektrum erreicht man die Vermeidung eines Erythemas bei einer optimierten Möglichkeit Vitamin D zu bilden. Besonders für Produkte aus der Tagespflege, die verstärkt UV-Schutz beinhalten, eine gute Option.

Es bleibt weiter spannend mit dem Vitamin D. Große Studien, die belegen wollen, was das Sonnenhormon alles kann oder auch nicht kann, sind in Arbeit. Weitere Untersuchungen und Tests sind in Planung. Die Hoffnung, dass sich einige der aufgestellten Behauptungen bewahrheiten, ist groß. Bis dahin genießen wir die Sonne und lassen uns unsere Laune aufhellen. Sonne macht Spaß. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.

Rachitis,

auch „Englische Krankheit“ genannt, tritt bei Vitamin-D-Mangel auf. Durch eine Störung des Knochenstoffwechsels kommt es zu Problemen beim Knochenwachstum, Verweichlichung der Knochen und Verformungen des Skelettes.