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Experten erklären

Die Fehlinterpretationen im Sonnenschutz

Wer unsere Artikel hier auf der Sonnenseite verfolgt, weiß wie sehr uns das Thema Sonnenschutz am Herzen liegt. Wir möchten die Menschen für das Thema sensibilisieren. Und wir möchten aufklären, wenn es um die zahlreichen Fehlinterpretationen geht, die sich rund um UV-Filter und Sonnenschutzprodukte hartnäckig halten. Dafür benötigt es sogar einen Blick in die Vergangenheit und auch den einen oder anderen in die Zukunft.

Wie wichtig es ist, sich vor den schädlichen UV-Strahlen zu schützen, ist mittlerweile bei fast allen Menschen angekommen. Trotzdem sorgen immer noch Mythen und Fehlinformationen dafür, dass das Image von Sonnenschutzmitteln nicht gerade zum Besten aufgestellt ist. Generell werden Inhaltsstoffe aus der Chemie kritisch betrachtet, diskutiert und bewertet. Bei Sonnenschutzmitteln geschieht dies besonders intensiv. In diesem Artikel sammeln wir die hartnäckigsten Missverständnisse und versuchen etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

  • 1. Sind UV-Filter sicher für den Menschen? 
  • 2. Sind mineralische UV-Filter besser als chemische UV-Filter? 
  • 3. Ist LSF 30 wirklich besser als LSF 15? 
  • 4. Sind Sonnencremes für die Entstehung von Krebs verantwortlich? 
  • 5. Schädigen UV-Filter die Korallenriffe?

1. Sicherheit von UV-Filtern und Sonnenschutzprodukten 

Die kurze und wichtige Antwort lautet: Ja, sie sind sicher. Bevor UV-Filter auf den Markt gebracht werden können, durchlaufen sie sehr komplexe Registrierungsprozesse. Für Europa wird dies in der EU-Kosmetikverordnung (Verordnung (EG) Nr. 1223/2009) strikt geregelt. UV-Filter werden von einem Scientific Komitee genauestens unter die Lupe genommen und beurteilt. Werden alle Daten zur Sicherheit der UV-Filter Moleküle wissenschaftlich belegt, gibt es die Zulassung. Für Endverbraucher heißt dies ganz klar: Die Verwendung der Produkte, die zugelassene UV-Filter enthalten, ist sorgen- und bedenkenfrei möglich.

Die Entwicklung eines neuen, sicheren und leistungsstarken UV-Filters ist zeit- und ressourcenintensiv – mindestens 10 Jahre werden benötigt, um alle Entwicklungsschritte von der Grundlagenforschung über die Produktentwicklung und den Zulassungsprozess bis hin zur industriellen Produktion zu durchlaufen. Nur registrierte UV-Filter können in Sonnenschutzmitteln verwendet werden. Zudem darf kein anderes Molekül, was UV absorbiert,  als UV-Filter in Sonnenschutzmitteln verwendet werden. 

Ein wichtiger Punkt für Konsumenten ist die ständige Beobachtung. Sollte bei registrierten Filtern Verdacht auf eine Gesundheitsgefährdung bestehen oder neue Daten zur Verfügung stehen, wird die Sicherheit neu bewertet. UV-Filter in Nanoform unterstehen noch strengeren Untersuchungen als die anderen Filter. 

Übrigens: Die neuesten Registrierungen betreffen hauptsächlich Nano-Filter, das heißt sie wurden also nach den aktuellsten und strengsten Anforderungen zur Sicherheit überprüft.

Sicherheit hat oberste Priorität 

Dr. Myriam Sohn vom Global Technical Center Sun Care hat sich Zeit für ein kurzes Q&A genommen.

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2. Sind natürliche UV-Filter besser als chemische UV-Filter? 

Wir sprechen generell nicht von chemischen und natürlichen, bzw. physikalischen Filtern, weil diese Unterteilung irreführend ist. „Da sind zum einen die ORGANISCHEN Filter, Kohlenstoff basiert. Auf der anderen Seite gibt es die ANORGANISCHEN Filter, Zinkoxid und Titandioxid, Mineralien, frei von Kohlenstoff“, erklärt Marcel Schnyder, Head of Global Technical Center Sun Care. Die sogenannten natürlichen Filter, die auf anorganischer Chemie beruhen sind nicht natürlich. Auch die anorganischen Filter sind chemische Filter. Warum? Für die Verwendung in der Körperpflege werden sie chemisch modifiziert. Sie müssen durch chemische Verfahren gereinigt und bei TiO2 und auch einigen ZnO-Varianten zusätzlich beschichtet werden.

Das A & O ist die Absorption.
Das A & O ist die Absorption.

Es ist richtig: Mit Absorption, Reflexion und Streuung gibt es 3 verschiedene Mechanismen, die vor UV-Strahlen schützen. Das A & O ist der Absorption vorbehalten. Sie spielt mit einem 90% Anteil die Hauptrolle, bei anorganischen UND organisch partikulären Filtern. Einige UV-Filter können dazu noch einen Teil der UV-Strahlung reflektieren ("Spiegeleffekt"). Dies sind die partikulären UV-Filter.

Alle unlöslichen UV-Filter – anorganische und organische – sind Partikel (Kristalle, die aus vielen Molekülen bestehen) und zeigen diesen Effekt. Wir sprechen hier von einem quantenphysikalischen Phänomen. Alle UV-Filter wirken nach physikalischen Prinzipien. Somit gibt es nicht die vielbeschrieben physikalischen und die nicht-physikalischen Filter.

Zum Thema Wirksamkeit: Die organischen UV-Filter sind ganz generell um einiges effektiver und können deshalb in viel geringeren Mengen eingesetzt werden. Zudem sind die löslich organischen Filter durch ihre Transparenz unsichtbar auf der Haut. Die anorganischen Filter weisen geringere Wirksamkeit auf und auch eine schlechtere Schutzleistung gegenüber UV-A Strahlung.

Jedoch wollen wir hier einen wichtigen Punkt nicht unerwähnt lassen: Es weisen auch nicht alle organischen UV-Filter eine gute UVA-Schutzperformance auf. Hier muss jeder Filter gesondert betrachtet werden. 

Durch die Konsistenz kann es bei Benutzung zum sogenannten „Weißeln“ kommen. Sicher in der Anwendung sind beide Arten von Filtern, wenn sie ihre Zulassung haben. 

Lesen Sie dazu: „Absorption ist das A & O beim UV-Schutz“ + „UV-Filtertypen“ 

3. LSF 30 ist doch gar nicht doppelt so gut wie LSF 15, oder? 

Warum soll ich für einen LSF 30 mehr bezahlen als für LSF 15, obwohl lediglich nur 3-4 % weniger UV-Strahlung auf die Haut treffen kann? Um diesen Mythos zu entkräften, kümmern wir uns einmal etwas genauer um den genannten Unterschied. Nehmen wir an, dass ein LSF 30 ca. 96,7 % der UV-Strahlen filtern kann. Und nehmen wir an, dass ein SPF 15 ca. 93,3 % der UV-Strahlung filtert. Bei dieser Betrachtung kommen wir zu einem Unterschied von 3,6 %. Dies scheint in der Tat ein sehr geringfügiger Unterschied in der Wirksamkeit zu sein. 

Aber, jetzt kommt das große und so wichtige Aber: Diese Art der Schlussfolgerung und der Betrachtung ist FALSCH. Wenn wir den Lichtschutzfaktor bewerten, geht es nicht nur darum, wie viel UV-Strahlung geblockt, absorbiert bzw. gefiltert wird. Vielmehr müssen wir schauen, wie hoch der Anteil der UV-Strahlung ist, der auf und in unsere Haut vordringen kann, um dort Schäden zu verursachen. Betrachten wir es also von dieser relevanten Seite aus, dann kommen wir auf folgende Unterschiede: 

  • Sonnenschutzmittel mit LSF 30 lassen 3,3 % der UV-Strahlung auf unsere Haut treffen.
  • Sonnenschutzmittel mit LSF 15 lassen 6,7 % der UV-Strahlung auf unsere Haut treffen 
  • Folgerung: LSF 30 lässt in der Tat die Hälfte weniger UV-Strahlen auf unsere Haut treffen als es bei LSF 15 der Fall ist.

Der Unterschied von 3,4 % ist ähnlich wie oben beschrieben. Jedoch ist die Wirksamkeit eines LSF 30 doppelt so hoch wie beim LSF 15. Die Leistung eines höheren SPF ist also nicht nur lediglich etwas besser, sondern viel besser. Eine Sache sei noch erwähnt: Die höchste Angabe des Lichtschutzfaktors auf Produkten ist in Europa SPF 50+, was nach der europäischen Empfehlung einem LSF 60 entsprechen soll. 

Es wird aber aus einem weiteren Grund die Verwendung hoher LSF empfohlen. Meist verwenden die Verbraucher viel weniger Sonnencreme als nötig und erreichen dadurch weniger Schutz. 

Lesen Sie dazu auch:

„Wie wird der Schutzfaktor einer Sonnencreme getestet?"

„Was genau ist dieses SPF, LSF & Co.?“

„Wieviel Sonnencreme muss ich benutzen?“ 

Osterwalder U, Herzog B. The long way towards the ideal sunscreen – where we stand and what still needs to be done.. Photochem Photobiol Sci. 9 (2010) 470-481
Osterwalder U, Herzog B. The long way towards the ideal sunscreen – where we stand and what still needs to be done.. Photochem Photobiol Sci. 9 (2010) 470-481

4. Sind Sonnencremes für die Entstehung von Krebs verantwortlich? 

Dieses Thema ist sehr sensibel. Durch Fehlinformationen wird hier Angst geschürt. Verbraucherinnen und Verbraucher lehnen manche Alltagsprodukte ab, wenn „zu viel Chemie“ drin ist. „Ohne Chemie“ ist zum Begriff geworden für natürliche und gesunde Produkte. Aber gerade Kosmetikprodukte unterliegen strengen Richtlinien und Prozessen. Finden Sie eine Sonnencreme im Geschäft Ihres Vertrauens, dann können Sie sicher sein, dass dieses Produkt auch gesundheitlich sicher in der Anwendung ist. 

Der Blick in die Hautkrebsstatistiken schmälert diese Angst vermutlich kaum. UV-Strahlung ist als krebserregend eingestuft. Deshalb die Sensibilisierung zur Nutzung von Sonnencreme. Trotzdem steigen die Hautkrebsraten weiter. Warum? Hier müssen wir einen Blick in die Vergangenheit werfen. Gerade in den 1990er Jahren nahm die Reiselust Fahrt auf. Menschen hielten sich vermehrt in heißen Ländern mit hoher Sonnenintensität auf oder genossen ihren Winterurlaub, gerade wenn unsere Haut unvorbereitet und weiß, bzw. hell ist.

Sonnenschutz stand noch nicht bei allen auf der Tagesordnung und wenn, dann standen nur Produkte zur Verfügung, die aus heutiger Sicht als mangelhaft in Schutz und Leistung angesehen werden müssen. Der durchschnittliche LSF betrug gerade einmal 10-15. Zusammen mit der Tatsache, dass Hautkrebs sich erst nach Jahren und Jahrzehnten entwickelt, kommen wir wieder im Hier und Jetzt an und schauen auf die Statistiken. Doch nicht die heutige vermehrte Nutzung von Sonnencreme ist der Grund für den weiteren Anstieg von Hautkrebsfällen in der Bevölkerung, vielmehr sind es noch diese „Altlasten“ aus den vergangenen Jahren.

Mit etwas mehr Optimismus dürfen wir in die Zukunft schauen. Durch ein erhöhtes Bewusstsein der Menschen für die Gefahren der Sonne und das bessere Nutzungsverhalten in Bezug auf Sonnenschutzmitteln, ist zukünftig ein Rückgang von Hautkrebs erwartbar. Die hohe Qualität der heute verfügbaren Produkte, was Photostabilität, UV-A Schutz und LSF angeht spielt dabei eine ebenso große Rolle. 

Was unabdingbar bleibt: Die Konsumenten müssen nicht nur weiter Sonnenschutzmittel anwenden, sondern generell ihr Verhalten im Freien und unter Einfluss der UV-Strahlung anpassen und Sonnenschutzregeln, wie z.B. Aufenthaltszeit in der Sonne, Kleidung, Schatten usw., einhalten. Und ganz wichtig: Haben Sie keine Angst vor gesundheitlichen Gefahren durch Sonnencremes, denn Sie brauchen ganz sicher keine Angst haben.

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5. Schädigen UV-Filter die Korallenriffe? 

Auch wenn die Forschung bzgl. der Umweltverträglichkeit von UV-Filtern und Sonnenschutzprodukten noch immer am Anfang stehen, mehren sich die Berichte über Schädigungen des Ökosystems, der Korallenriffe und unserer Ozeane. Und vor allem die Frage: Ist es überhaupt möglich, Sonnenschutz zu formulieren, der nachhaltig und umweltverträglich ist? 

Dazu haben wir in Grenzach bei unseren Experten nachgefragt: „Die Entwicklung geht immer weiter. Mit dem heutigen Kenntnisstand, durch die vorliegenden Fakten und Ergebnisse, können Sonnenschutzprodukte mit möglichst geringem Einfluss auf die Umwelt entwickelt und formuliert werden“, so Stéphanie Acker, Senior Technical Manager Sun Care, BASF, Grenzach, Deutschland. 

Blicken wir in die Unterwasserwelt und schauen auf die Korallen: Ja, es gibt Bedenken und Studien, die darauf hinweisen, dass UV-Filter einen negativen Einfluss auf Korallen und Korallenriffe haben. Aber: Es ist mit dem heutigen Stand der Wissenschaft noch gar nicht möglich, solche Aussagen und Behauptungen eindeutig zu belegen. Es gibt bislang keinen Standard und keine Testverfahren, die die tatsächlichen Auswirkungen auf die Lebensfähigkeit von Korallen unter Einwirkung von UV-Filtern beschreiben können. 

Trotzdem haben solche Studien dazu geführt, dass in einigen Ländern Sonnenschutzmittel, die bestimmte UV-Filter beinhalten auf die Verbotsliste gesetzt wurden. Diese Entscheidungen sind mit Blick auf die menschliche Gesundheit sehr bedenklich zu betrachten. Gerade in Bezug auf UV-Filter und Umwelt gibt es in den kommenden Jahren viel zu tun. Auch BASF ist an diesem Prozess zur Entwicklung von standardisierten Korallen-Testmethoden (OECD / ISO) beteiligt. Weitere Umweltauswirkungen von UV-Filterkombinationen können bereits heute erfolgreich mit dem EcoSun Pass bewertet werden.

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