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Experten erklären

Umweltschutz & Sonnencreme: Nachgefragt in Grenzach

Sie ist so wichtig und wird doch so kontrovers diskutiert: Die Sonnencreme. Vielmehr der Sonnenschutz im Allgemeinen sieht sich vor große Herausforderungen gestellt. Das Thema Umweltschutz ist eine davon.

Viele Menschen haben in den vergangenen Monaten und Jahren die öffentliche und wissenschaftliche Berichterstattung über die Auswirkungen von Sonnenschutzmitteln und deren UV-Filter auf die Umwelt verfolgt.

Viele dieser Berichte haben sich als entweder zu allgemein oder gar fehlerhaft herausgestellt. Vieles muss weiter erforscht und analysiert werden. Dabei unterstützen wir relevante Umweltthemen aktiv durch Förderung entsprechender Forschungs- und Entwicklungsvorhaben. 

Wie sieht es mit dem aktuellen Stand der Dinge aus? Ein guter Anlass einmal bei unserer Kollegin Myriam in Grenzach nachzufragen.

Ist es überhaupt möglich, Sonnenschutz zu formulieren, der nachhaltig und umweltverträglich ist? 
Myriam Sohn: „Ja, aber es ist ein langer und schwieriger Weg, der zahlreiche Unwägbarkeiten und Hürden mit sich bringt. Mit dem heutigen Kenntnisstand, durch die vorliegenden Daten und Fakten, können Sonnenschutzprodukte, resp. UV-Filter, mit möglichst geringem Einfluss auf die Umwelt entwickelt und formuliert werden. Unser EcoSun Pass unterstützt Hersteller von Sonnenschutzmitteln, Formulierungen auf den Markt zu bringen, die umweltverträglichere UV-Filter enthalten.

Myriam, die Berichte über Schädigungen des Ökosystems, der Korallenriffe und unserer Ozeane sind immer noch präsent. Gibt es einen neuen Kenntnisstand, welchen Einfluss Sonnenschutzmittel, resp. deren UV-Filter, auf die Umwelt nun wirklich haben?
Myriam Sohn: Die Frage lässt sich nach wie vor nicht final klären, da die vorliegenden Daten und Risikoabschätzungssysteme noch teilweise defizitär bzw. nicht hinreichend ausgereift sind. Zu diesem Zweck arbeiten wir gemeinsam mit universitären Einrichtungen und in internationalen Arbeitskreisen an der Standardisierung von Prüfmethoden zur Toxizitätsabschätzung von kosmetischen Inhaltsstoffen (hier UV-Filter) an Korallen. Darüber hinaus arbeiten wir gemeinsam mit anderen Firmen und Organisationen an der Optimierung der bereits erwähnten Riskoabschätzungssystemen. Ich gebe die Frage aber gerne an meinen Kollegen Sascha Pawlowski aus der Regulatorischen Ökotoxikologie in Ludwigshafen weiter, der bestimmt noch etwas mehr zum Stand der Dinge sagen kann.

Sascha Pawlowski: Hinsichtlich der Entwicklung von standardisierbaren Testmethoden an Korallen arbeiten wir bereits seit mehreren Jahren mit der Universität Oldenburg zusammen und konnten dabei erste Testmethoden (Akuter Fragmenttest, Larventest) etablieren. Diese gilt es nun im nächsten Schritt mit anderen wissenschaftlichen und industriellen Partnern zu teilen, um hieraus eine einheitliche und standardisierbare Prüfnorm zu entwickeln. Im Bereich der Risikoabschätzung konnten bereits weitergehende Verfahren entwickelt werden, die nun gemeinsam mit behördlichen Entscheidungsträgern zu besprechen sind.

Man hört oft, dass Hersteller und Kunden kompromissbereit sein müssen, wenn es um das Thema UV-Filter geht. Was ist damit genau gemeint?
Myriam Sohn: Wenn das Ziel heißt „mehr Unbedenklichkeit für die Umwelt“ dann spielen Kompromissbereitschaft und Akzeptanz eine wichtige Rolle, denn je mehr relevante Parameter (hier Umwelt) neu als Auswahlkriterien zukünftiger UV-Filter mit aufgenommen werden, desto mehr ergeben sich hieraus gewisse Kompromisse, was deren Eigenschaften anbetrifft. Auch beim Thema "Nano" braucht es mehr Akzeptanz, wenn es darum geht umweltbedenkliche UV-Filter wie EHMC oder OCR zu ersetzten. Besonders mit den organischen nanopartikulären Filtern wie MBBT und TBPT haben wir die Möglichkeit nicht nur hoch effiziente Filter einzusetzen, sie erlauben es auch die EcoSun Pass Kriterien zu erreichen. 

Bei der Betrachtung der Umweltverträglichkeit von Sonnenschutzmitteln stehen besonders UV-Filter im Verdacht, toxisch für die Umwelt zu sein. Welche Rolle spielen denn die Konservierungsstoffe, die das Wachstum von Bakterien und Pilzen in der Verpackung verhindern sollen?
Myriam Sohn: Bei diesen Konservierungsstoffen handelt es sich in der Regel um biozide Wirkstoffe wie Phenoxyethanol, Ethanol oder Caprylylglycol, die in den verwendeten Konzentrationen verhindern, dass die Produkte in der Verpackung im Rahmen ihrer Lagerung und Nutzung nicht durch mikrobiellen Abbau verderben. Nach der Nutzung werden diese aber im Wasser so weit verdünnt, dass diese konzentrationsabhängige Toxizität gegenüber Mikroorganismen dann normalerweise nicht mehr auftrifft. So können diese Stoffe problemlos und vollständig in Kläranlagen abgebaut werden. Wer sich etwas eingehender mit dem Thema beschäftigen möchte, dem empfehle ich folgende wissenschaftliche Veröffentlichung: Pawlowski S, Petersen-Thiery M. 2020. Sustainable sunscreens: A challenge between performance, animal testing ban, and human and environmental safety. In: Blasco J, Tovar A, Sánchez D, editors. Sunscreens in coastal ecosystems: Occurrence, behavior, effect and risk, vol 94. Handbook of Environmental Chemistry. Basel, Switzerland: Springer Nature Switzerland AG, pp 185-207. doi:10.1007/698_2019_444

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