Sonnenschutz
Sonnencreme: Mehr Erfinder als gedacht
Die Suche nach dem Ursprung ist manchmal gar nicht so einfach. Und mit der Frage, wer denn nun die Sonnencreme erfunden hat, landeten wir bei Glühbirnen. Nicht nur das Thema Licht bildet hier eine Schnittmenge.
Eine virtuelle Frage in die Runde: Wer hat die Glühbirne erfunden? Vermutlich die große Mehrheit hat den Namen Thomas Alva Edison in die Runde geworfen, richtig? Der große Erfinder Edison hat die Glühbirne zwar patentieren lassen, hat sie auch verbessert und weiterentwickelt, aber ihr Erfinder ist er nicht. Da gab es Kollegen, die schneller waren als Edison. Wer genau es war, ist aber anscheinend gar nicht so leicht zu beantworten.
Auch die Suche nach der Antwort, wer denn die erste Sonnencreme, bzw. das erste Sonnenschutzmittel erfunden hat, ist gar nicht so einfach. Wahrscheinlich müssten wir erst einmal genau definieren, welche Art von Sonnenschutz wir meinen. Ob medizinische Produkte berücksichtigt werden, oder es nur um die kommerziell vertriebenen Produkte in den Ladenregalen geht. Das Kleidung in der Vergangenheit und auch heute der idealste Schutz vor UV-Strahlung war und ist, lassen wir einmal außen vor, wollen es aber nicht unerwähnt lassen. Vorweg mit einem zwinkern:
Wir bei BASF haben zwar weltweit eines der größten und besten Sonnenschutz-Portfolios, neben UV-Filtern bieten wir auch Inhaltsstoffe wie z.B. Emollients, Emulsifiers und Actives an, zu den Erfindern der Sonnencreme gehören wir aber nicht.
Die Geschichte der Kosmetik
Man könnte meinen, Kosmetik sei eine Erfindung der letzten 100 Jahre. Dabei gibt es sie fast so lange, wie es Menschen gibt.
Mehr lesenAus heutiger Sicht ist es im Prinzip gar nicht so wichtig, wer denn nun die erste Sonnencreme auf den Markt gebracht hat. Viel wichtiger ist die Erkenntnis, dass die Entwicklung, die Verbesserung und ständige Optimierung von Sonnenschutzmitteln jeglicher Art ein fortlaufender Prozess ist. Die Forschung geht immer weiter. Zum Schutz und Nutzen von uns allen.
Auch Forschung braucht einen Startschuss. Vielleicht liegt dieser tausende Jahre zurück? Bereits zu Zeiten der alten Ägypter wurden Öle und Salben zur Körperpflege eingesetzt, die es vermutlich auch zum Ziel hatten, sich zusammen mit natürlichen Pigmenten vor der Sonne zu schützen.
Inwieweit man damals schon wusste, dass die Sonne nicht nur für gute Laune sorgt, sondern auch Schäden verursachen kann, bzw. welche Art von Schäden, ist nicht genau bekannt. Erfahrungen mit dem Erythem dürften sie jedoch gemacht haben.
Geforscht wurde gefühlt schon immer
Das Sonne und Licht im Allgemeinen einen großen Einfluss auf uns Menschen haben, ist auf jeden Fall keine neue Erkenntnis. Schon Hippokrates (460–370 v.Chr.) befasste sich in seiner Schrift „Über Lüfte, Gewässer und Örtlichkeiten“ (auch bekannt als „Über die Umwelt“) mit den Auswirkungen der Sonne und des Lichts auf die Menschen.
Wenn man sich auf die Suche nach dem Ursprung des Sonnenschutzes macht, landet man unweigerlich in Zeiten und Epochen, in denen die UV-Strahlung durch Johann Wilhelm Ritter 1801 entdeckt wurde oder die Mediziner begannen zu den Auswirkungen dieser Strahlen auf den menschlichen Organismus und der Haut im Allgemeinen zu forschen.
Robert Willan, englischer Arzt und einer der Begründer der englischen Dermatologie, veröffentlicht 1789 seine Entdeckungen über die Empfindlichkeit der Haut gegenüber dem Sonnenlicht (Eczema Solare).
Everard Home, ebenfalls Arzt aus England, stellt 1820 fest, dass nicht die Hitze der Sonne für Verbrennungen der Haut verantwortlich ist, sondern eine andere Ursache verantwortlich sein muss. Der Begriff Sonnenbrand ist demnach eigentlich falsch. Alles weit vor unserer Zeit.
IN & Out im Wechsel der Zeit
Und man landet unweigerlich auch bei der Bedeutung, die die Sonne für die Gesellschaft hatte. Die Gesellschaft hat ihre Sichtweise in den vergangenen Jahrhunderten mehrmals geändert. Oft ging es aber um die Differenzierung zwischen Arm und Reich, zwischen oben und unten.
Erst war es IN blass zu sein. Sonnengebräunte Haut war den Arbeitern vorbehalten. Ein Zeichen, dass man draußen schuften, auf den Feldern ackern und die Sonnenstrahlen ertragen musste. Die sogenannte Oberschicht wollte so nicht aussehen. Von gesunder, sexy Bräune war keine Rede. Stattdessen dominierte die vornehme Blässe.
Dann gab es die Phase (in den Jahren ab 1870), in der die Medizin die ganzen Vorteile der Sonne in den Vordergrund hob. Vitamin D, Lichttherapie und hemmende Wirkung auf Bakterien seien genannt. Sonnenbaden gab es quasi auf Rezept im Sinne der Gesundheit. Und hier beginnt dann für die Forschung nach einer Sonnencreme die Reise so richtig. Durch die exzessiven Aufenthalte in den Sanatorien und Kliniken, oftmals in den Schweizer Bergen, wurde das Thema Sonnenbrand wichtig, fand Beachtung und musste gelöst werden. Wer wollte schon mit diesen schmerzhaften Hautveränderungen und Hautschäden leben?
Es war auch die Zeit, in der auf einmal der dunkle Teint in Mode kam. Es kann gut sein, dass Modeikone Coco Chanel den Trend gesetzt hat. Wir waren nicht dabei, aber vorstellbar ist es. Braun sein hatte nun etwas Positives.
Sport und Freizeitaktivitäten verlagerten sich mehr und mehr nach draußen, Reisen kamen dazu. Sonnenbaden galt nun gesellschaftlich als schick. Die vornehme Blässe war verblasst. Dunkle Haut wollte man haben, nur eben keinen Sonnenbrand.
Heute wissen wir, dass es eine gesunde Bräune nicht gibt. Forschung und Wissenschaft schlafen nie und das ist gut so.
Und was war nun die erste Sonnencreme? Auch hier müssten wir vermutlich wieder definieren. Betrachten wir es wissenschaftlich, medizinisch oder kommerziell durch die Marketing- und Bekanntheitsbrille? Welche Produkte vermutlich den meisten Menschen sofort in den Sinn kommen:
- Delial, die Sonnensalbe, die 1933 den deutschen Markt eroberte. „Kein Sonnenbrand und doch braun“ befriedigte die Bedürfnisse der Sonnenanbeter.
- Kurz danach erblickte Ambre Solaire das Licht des Lebens. Das war 1936 und Eugène Schueller, Gründer von L’Oréal erlangte weltweit Berühmtheit.
- Auch die Geschichte der Ochsenspitze ist vielen Menschen ein Begriff. Ochsenspitze? Ja, denn so heißt übersetzt aus dem Schweizerischen der Piz Buin. Der Berg, der einer Sonnencreme seinen Namen verlieh. Gründer Franz Greiter. Sie haben seine Story ganz bestimmt schon einmal gelesen. 1938 zog er sich bei einer Bergtour auf eben diesen Piz Buin einen mehr als empfindlichen Sonnenbrand zu, ehe er anfing zu forschen und 1946 letztlich „seine“ Sonnencreme auf den Markt brachte.
- Die Schweizer Marke Hamol brachte in diesem Zeitraum die Hamol Ultra heraus. Bemerkenswert hier: Es ist wohl die einzige Sonnencreme auf der Welt, nach der eine eigene Haltung benannt wurde: Die sogenannte Hamolstellung beschreibt die Art, wie Mann und Frau sich in die Sonne setzen.
Zum 100. Geburtstag von Nivea blickte die Beiersdorf AG auf die eigene Geschichte. Ein Abstecher in das Beiersdorf-Archiv zeigte: 1933 hatte ein Nivea-Öl schon 0,375% Lichtschutzmittel in seiner Rezeptur. Die Reise von Produkten mit aktiven UV-Filtern konnte also starten. Aber, hier schließt sich dann der Kreis zu den Glühbirnen: Die Erfindung der Sonnencreme waren diese Produkte nicht.
Haben sie schon mal von Antilux gehört? Von Zeozon und Ultrazeozon? Oder von Milton Blake und Hamilton Sunscreen aus Australien? Diese Produkte sorgten bereits ab 1911 (Zeozon), 1922 (Antilux) und 1932 (Hamilton) für Sonnenschutz und können somit als Vorreiter bezeichnet werden. Auch in den USA wurde seit 1928 Sonnencreme verkauft. Was die Höhe des Lichtschutzfaktors angeht, sind die damaligen Produkte weit von dem entfernt, was heute Standard ist. Damals lagen die meisten Schutzmittel in einem Bereich von SPF 2.
Auch Anforderungen und Standards entwickeln sich permanent
Zur Entwicklungsgeschichte von Sonnenschutzmitteln gehören neben den eigentlichen Produkten natürlich auch die geänderten Anforderungen und Standards, die diese Produkte erfüllen müssen. Früher war das Angebot an Sonnenschutzprodukten überschaubar. Neben ein paar Lotions gab es auch diese dicken Cremes, mit denen man sich vor einem Sonnenbrand am Strand oder in den Bergen schützen konnte. Gerne angewendet wurden diese Produkte selten, waren sie doch eher unangenehm im Gefühl auf der Haut. Ihr Ruf: Historisch schlecht. Mehr Paste als Lotion, ließen sie sich kaum gleichmäßig auftragen, zogen schlecht ein und erzeugten das Gefühl, eine Schicht auf der Haut zu haben.
Heute ist das Angebot reichhaltiger. Cremes, Lotionen, Öle, Sprays und Sticks. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Sonnenschutz heute ist individuell und für verschiedenste Lebenssituationen anwendbar. Eine gute Sonnencreme soll natürlich gut vor den schädlichen Auswirkungen der UV-Strahlung der Sonne schützen. Aber die Anforderungen an kosmetische Mittel insgesamt sind um ein Vielfaches höher.
- Erfüllung des Leistungsprofils
- Gute Hautverträglichkeit
- Ansprechende Textur
- Optimale sensorische Eigenschaften
- Stabilität der Formulierung
- Angenehmer Geruch
Während in den frühen Jahren Sonnenschutzmittel eigentlich nur den kürzer welligen UVB-Bereich abdeckten, erkannte man später, dass auch der länger wellige UVA-Bereich die Aufmerksamkeit der Experten erfordert. Mittlerweile rückt sogar das sogenannte blaue Licht in den Fokus der Forschung.
Auch die Einführung des LSF (Lichtschutzfaktors) ist ein wichtiger Meilenstein. Wer genau diesen erfunden hat, würde mal wieder zu weit führen. War es Rudolf Schulze oder Franz Greiter? Oder waren es doch die Amerikaner, die schon früher zu diesem Thema geforscht hatten? Egal, dieser Standard, seit 1966 bewertet auch die Stiftung Warentest übrigens anhand des LSF, sorgt für Verbrauchersicherheit.
Auch UVA-Strahlung für Sonnenbrand verantwortlich
Der Lichtschutz- oder Sonnenschutzfaktor beschreibt den Schutz der Haut vor den direkten und sichtbaren Schäden durch UV-Bestrahlung, also vor dem Sonnenbrand, fachspezifisch Erythem genannt. Die weitläufige Annahme, dass der LSF ausschließlich dem Schutz gegen die UVB-Strahlung dient, ist FALSCH. Es sind nämlich nicht die UVB-Strahlen allein für Schäden an der Haut verantwortlich. Auch ein Teil der UVA-Strahlung, der strahlungsintensive Bereich von 320-400 nm, zeigt sich für eine mögliche Entstehung eines Sonnenbrandes verantwortlich. Fast 15 % der gesamten Erythem (Sonnenbrand) wirksamen Bestrahlung befinden sich in diesem Bereich. Über den Schutz vor Hautalterung und Hautkrebs sagt der LSF-Wert nichts aus. Dazu ist der Schutz gegen die UVA-Strahlen relevant.
War der Sonnenschutz in seinen ersten Jahrzehnten letztlich „nur“ für den Menschen gemacht, gehört mittlerweile auch das Thema Nachhaltigkeit dazu. Umweltverträglichkeit spielt in der Entwicklung und der Bewertung einer Sonnencreme mittlerweile eine große Rolle.
Für die Wissenschaft war es von Hippokrates bis heute ein langer und lehrreicher Weg hin zu fundierten Erkenntnissen und Ergebnissen. Angefangen von der leichten Hautrötung, über den Sonnenbrand bis hin zu vorzeitiger Hautalterung und der möglichen Entstehung von Hautkrebs haben wir ausreichend Gründe, uns ausgiebig und umfassend vor den UV-Strahlen zu schützen. Die Anforderungen an UV-Filter sind in den letzten Jahren immer weiter gestiegen, was einen fortlaufenden Entwicklungsprozess in Gang setzte.
Sonnenschutz, längst ein Thema an 365 Tagen im Jahr. Stets griffbereit. Nicht nur in der Urlaubszeit. Und mittlerweile ist Blässe wieder IN. Im Sinne der Gesundheit ein guter Trend, denn die gesunde Bräune gibt es nicht.
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